Stress
Stress in der Arbeit - und wie ich damit umgehe
In letzter Zeit lese ich häufig Besorgnis erregende Posts und Tweets von Programmierern, die mehr oder weniger immer gestresst sind:
„... ich habe große Probleme, nicht durchzudrehen...“
„... der ganze Stress und dann lade ich mir auch noch zusätzlich mehr Arbeit auf...“
„... I liebe meinen Job, bin aber jetzt schon beim Gedanken an die nächste Woche gestresst...“
(Alle Auszüge übersetzt).
Ich kenne auch einige Programmierer, die bereits einen Burnout hatten und selbst nach ihrer Genesung immer noch Probleme damit haben, eine gute Work-Life-Balance zu finden.
Arbeiten von zu Hause in Zeiten der Pandemie scheint die Situation weiter zu verschlimmern.
Nach einer Umfrage von über 3000 Angestellten von Amazon, Facebook, Google und Microsoft kam heraus, dass die Mitarbeiter aktuell gestresster waren, als früher. Fast 70% der Angestellten gaben an, sie fühlten sich dem Burn Out näher, als zu Zeiten, in denen sie noch im Büro arbeiten konnten.
Siehe dazu den Artikel auf Business-Insider.
Wenn wir zu Hause arbeiten, dann verpassen wir so viele Kleinst-Interaktionen mit Kollegen im Büro oder bei der Anreise - das hört sich trivial an aber am Ende des Tages können diese Begegnungen uns auch ein Stückchen Glück schenken.
Es wirkt für mich so, als wären wir alle verzweifelt auf der Suche nach einem Hilfsmittel zur Entspannung und Ruhe, um Stress und die damit oft einhergehenden Symptome wie unruhige Gedanken, Schlaf- und Angststörungen, Schmerzen und mehr loszuwerden.
Glücklicherweise gibt es so ein Hilfsmittel. Und es ist sogar umsonst!
Wir müssen nichts kaufen, es gibt kein Abo-Modell und wir können es sprichwörtlich immer und überall nutzen, ohne es regelmäßig aufladen zu müssen.
Ich spreche über den Atem.
Nicht den esoterischen, Birkenstock- und Räucherstäbchen-Typ.
Einfach nur bewusstes Atmen.
Wie wir atmen beeinflusst unser körperliches und mentales Wohlbefinden direkt.
Es gibt aber - wie so oft - einen kleinen Haken.
Man sollte irgendeine Art der täglichen Routine entwickeln.
Obwohl es einige sehr gut wirksame Notfall-Atem-Übungen gegen Stress gibt, offenbart sich das volle Leistungsspektrum erst mit regelmäßigem Üben.
Richtig gelesen. Üben.
Normalerweise denken wir nicht über unsere Atmung nach. Und glücklicherweise gehört die Atmung auch zu unseren autonomen Körperfunktionen, so dass wir nicht nicht an jedes Ein- und Ausatmen denken müssen.
Aber wir können bewusst und kontrolliert atmen, wir können mit dem Atemrhythmus, der Geschwindigkeit und der Menge spielen, wir können sogar den Atem komplett anhalten.
Wir können unser sympathisches Nervensystem (Kampf oder Flucht) genauso aktivieren, wie unseren Parasympathikus (Ruhe und Verdauung).
Wir können sogar unser autonomes Nervensystem durchschütteln, in dem wir Abwechselnd unseren Sympathikus und Parasympathikus aktivieren. Das nennt sich dann hormetisches Atmen, da die Hormesis unseren Körper an moderatem Stress wachsen lässt, so dass er resilienter wird.
Und das ist erst der Anfang. Lernt man nur ein paar weniger Atem-Übungen, so erhält man ein kleines schweizer Taschenmesser, um eigenständig für Entspannung und mentaler Stärke zu sorgen, oder um seinen Körper zu energetisiseren, für wenn man mal ein Tagestief hat.
Die Vorteile der Atemarbeit sind schier endlos - und wissenschaftlich belegt. Es gibt unzählige Studien, die bestätigen, dass wir mit der Atmung unser autonomes Nervensystem stärken können.
Das sollte selbst den über-analytischen Typ überzeugen, der genau wissen möchten, warum etwas wie wirkt - also so jemanden wie mich.
Ich bin von Atemarbeit zu 100% überzeugt und würde sie wirklich jedem empfehlen.
2012 entwickelte ich eine stressabhängige Verspannung im Nacken, welche innerhalb einer Stunde zu starken, migräneähnlichen Kopfschmerzen führte.
Immer, wenn ich zu viele Aufgaben auf meiner Todo-Liste hatte, oder ich noch kurz vor Abgabetermin über einen fiesen Bug gestolpert bin, musste ich eigentlich immer Schmerzmittel nehmen, da die Kopfschmerzen einfach nicht anders wegzubekommen waren. Ich konnte auch keine längeren Reisen mit Zug oder Flugzeug unternehmen, ohne Schmerzen zu bekommen.
Oft reichten auch schon kleine private Probleme oder emotionale Sorgen, um den Teufelskreis anzustossen.
Ich habe nichts unversucht gelassen. Von Nackenmassagen über Fakir-Stachel-Matten. Von Joga bis Meditation. Nichts hat zuverlässig und nachhaltig funktioniert. Abgesehen von den Schmerzmitteln und den auf Dauer sehr kostspieligen Besuchen bei meinem Osteopathen.
Ich fühlte mich in dieser Situation so unfrei und es dauerte sieben lange Jahre an.
Irgendwann wurde das zu meinem Alltag und ich ging nicht mehr ohne Schmerzmittel aus dem Haus, da ich üblicherweise an fünf von sieben Tagen darauf angewiesen war.
Dann stolperte ich per Zufall über Atemarbeit. Langsam aber sicher entwickelte ich ein besseres Verständnis über dein Einfluss der Atmung auf den ganzen Körper und mit täglicher Praxis wurde ich komplett unabhängig und frei.
Heute müsste ich direkt suchen, wo ich meine Schmerzmittel hingelegt habe - damals ein unvorstellbarer Gedanke.
Auf meinem Weg zur Atem-Meisterung änderten sich nach und nach auch so viele andere kleine Dinge.
Tatsachen, die ich bis dahin überhaupt nicht in Frage gestellt oder bemerkt hatte, wie meinen Affen-Kopf, der ununterbrochen Gedanken und Gefühle und Erinnerungen an früher hervorbrachte.
Heute fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Meine Gedanken sind meistens ruhig und sanft, ich lebe achtsamer und bin in der Lage viel mehr kleine Dinge im Leben wahrzunehmen und zu genießen.
Selbst wenn ich zu viel Arbeit und zu wenig Zeit dafür habe, belastet mich das nicht mehr. Beim Programmieren gelange ich regelmäßig in den Flow, was nicht nur unglaublich schön, sondern auch extrem produktiv ist.
Atemarbeit hat mein Privat- und Arbeitsleben komplett zum Positiven gewandelt. Ich behaupte, dass ich dadurch auch ein besserer Mensch geworden bin.
Um eines klarzustellen: es gibt natürlich Tage, an denen ich gestresst bin. Es gibt sogar Momente, in denen ich spüre, wie sich mein Nacken wieder versteift. Aber ich nehme es viel früher wahr und ich kann selbst etwas dagegen tun, bevor es eskaliert.
Ich möchte nicht mehr auf Atemarbeit verzichten müssen. Es hat mich nachhaltig verändert und ich bin zutiefst dankbar dafür. Deshalb bin ich in der Zwischenzeit auch ein ausgebildeter Atemtrainer, da ich so vielen Menschen wie möglich dabei helfen möchte, wieder die Kontrolle über ihre psychische Gesundheit zu erlangen.
Seit 2020 bin ich zertifiziert, wenn du also mehr wissen, oder eine Atemtechnik versuchen möchtest, zögere nicht, dich bei mir zu melden.
Ich bin hier, um dich auf deinem Atemweg zu begleiten und ich würde mich sehr freuen, mit dir zu arbeiten.